Ein Jahr nach Beendigung der Ausbildung

Wie geht es den Mädchen, nach dem sie das Berufsbildungszentrum verlassen haben?

Ulrike Klöble. Der SI Club Bensheim-Heppenheim unterstützt seit Jahren das Berufsbildungszentrum (CFAP) in Silly mit 3 Patenschaften. Wir haben dabei besonders die Mädchen im Auge, da ein weltweites Anliegen von SI International ist, Frauen und Mädchen für eine wirtschaftliche Unabhängigkeit zu fördern. Wie im FOCUS Journal Dez. 2022 bereits berichtet, wollen wir ab 2023 alle zwei Jahre den SI Grand Prix de Silly an drei junge Frauen der Abschlussklasse überreichen. Er wird aus zwei Teilen bestehen: Im ersten Teil werden bei der Abschlussfeier drei Absolventinnen ausgezeichnet für herausragende schulische Leistungen kenntlich an sehr guten Abschlussnoten. Die zweite Hälfte wird am Ende des ersten Praxisjahrs

auf Basis einer positiven Evaluation vor Ort an drei weitere Preisträgerinnen vergeben.

Zuvor wollten wir aber wissen, ob die Überlegungen, die wir mit unserer europäischen Brille angestellt hatten, auch wirklich vor Ort Sinn stiften können. Im Frühjahr 2023 hatten wir die finanziellen Möglichkeiten, zwei Frauen vom Berufsbildungszentrum damit zu beauftragen, die Schulabgängerinnen ein Jahr nach ihrem Schulabschluss an ihrem neuen Lebensort zu befragen, inwieweit sie eine eigenständige Berufstätigkeit oder sogar Selbstständigkeit erreichen konnten.

Odile Kabore, die Leiterin der Weiterverarbeitung und Patricia Yameogo, Direktorin des Berufsbildungszentrums, besuchten im Frühjahr 2023 zwölf Mädchen vor Ort, die ein Jahr zuvor die landwirtschaftliche Ausbildung am CFAP abgeschlossen hatten. Zum Schulabgang hatten alle Schüler und Schülerinnen von FOCUS eine Unterstützung zum Start in die Selbständigkeit bekommen, z.B. konnten sie sich Tiere kaufen. Fünf der Mädchen arbeiten jetzt als Angestellte auf Farmen. Fünf Mädchen sind dabei, sich eine eigene Existenz aufzubauen. Zwei Mädchen sind noch in Übergangssituationen.

Fast alle der fünf Mädchen, die zurzeit auf Farmen angestellt sind, berichten, dass sie von ihrem Lohn Geld zur Seite legen, um für eine eigene Existenz zu sparen. Z. B. konnte Zaïnata nach der Ausbildung im CFAP nicht zurück zu ihren Eltern gehen, weil ihre Eltern in der vom Terrorismus verunsicherten Region leben. Sie arbeitet jetzt auf einer Farm und spart Geld von ihrem Lohn. Oumou arbeitet als Angestellte auf einem Bauernhof in Koubri. Ihre Arbeit wird von ihrem Chef sehr geschätzt. Sie hofft mit ihrem Verlobten, der in der Viehzucht tätig ist, gemeinsam von der Viehzucht leben zu können.

Fünf der besuchten Mädchen sind dabei, sich eine eigene Existenz aufzubauen. Aber es ist bisher noch keinem Mädchen gelungen, sich eine eigene Einnahmequelle aufzubauen. Suzanne z.B. ist verheiratet und wird von ihrem Mann dabei unterstützt, eine eigene Landwirtschaft aufzubauen. Sie möchte Seife in großen Mengen herstellen und hat vor, auf einem Hektar Gemüse anzubauen. Dafür benötigt sie aber noch Mittel für die Umzäunung und für die Wasserversorgung. Gerne würde sie ihre Viehzucht erweitern. Christiane hat keine Hilfe von ihrer Familie. Sie hat eine kleine Tochter. Sie hat von FOCUS zwei Schafe bekommen, die ihr gestohlen wurden. Sie schlägt sich durch, indem sie Seifensets auf Kredit kauft, um Flüssigseife und Seifenkugeln zum Verkauf herzustellen. Sie plant, Geld zu sparen, damit sie in größeren Mengen produzieren kann. Sie ist sehr entschlossen und will auf eigenen Füßen stehen. Fabienne lebt in Silly. Sie bekam von FOCUS drei Schafe, ein Männchen und zwei Weibchen, derzeit sind es fünf und die Weibchen sind wieder trächtig. Sie ist auch in der Seifenherstellung tätig. Sie ist verheiratet und erwartet ihr erstes Kind.

Wir waren vom ausführlichen Bericht von Patricia und Odile sehr beeindruckt. Ursprünglich hatten wir geplant, dass nur drei Schülerinnen nach einem Jahr vor Ort besucht werden. Nun schlagen wir vor, dass nach Ende des ersten praktischen Jahres alle Mädchen besucht werden. Wenn die beiden Lehrerinnen bei allen Mädchen beobachten können, was diese vom Gelernten umsetzen konnten, erwarten wir, dass sie eine gute Auswahl der drei Mädchen treffen können, die ausgezeichnet werden sollen. Sie werden einschätzen können, welche drei die mit dem Preis verbundene finanzielle Unterstützung wirklich gut gebrauchen können. Darüber hinaus meinen wir, dass das allen Mädchen entgegengebrachte Interesse eine Anerkennung sein wird. Im Sinne einer Evaluierung könnte das pädagogische Konzept im CFAP gestärkt werden.

Im Mai 2023 war eine Delegation aus Silly, der auch Patricia Yameogo, Direktorin des Berufsbildungszentrums, und Abbé Rene angehörten. Sie traf sich mit dem SI Arbeitskreis Burkina Faso. Bei diesem Treffen berichtete Patricia sehr authentisch und für uns beeindruckend von den Besuchen bei den 12 Mädchen.