Intensive Arbeitsgespräche als Schwerpunkt des Besuchs

Austausch zu den Themen Klima, Bildung, Gesundheit und Geflüchtete

Wenn auch die Partnerschaftsfeierlichkeiten der offizielle Anlass für den Besuch der 6-köpfigen Delegation waren, so standen die Arbeitsgespräche über die politische Situation in Burkina Faso und der Stand der Projekte im Vordergrund der Reise. Noch am Tag der Ankunft begrüßten Bürgermeister Matthias Baaß und 1. Stadtrat Jörg Scheidel die Gruppe aus dem Departement Silly. Präfekt Christophe Bonkoungou berichtete über die aktuelle Lage in Silly. Durch die beiden Militärputsche im Jahr 2022 wurden sämtliche Parlamente, auch die örtlichen, aufgelöst und die Bürgermeister ihres Amtes enthoben. Die Entscheidungsgewalt liegt nun bei den Sonderdelegationen unter der Leitung des Präfekten. Die über 20 Mitglieder der Sonderdelegation in Silly setzen sich aus den Dorfältesten und Vertretern der zivilgesellschaftlich relevanten Gruppen zusammen. Obwohl Polizei und Armee in den Wäldern von Silly mehrere Operationen durchgeführt haben, konnten die Terroristen nicht vollständig festgenommen bzw. verjagt werden. Die Folge ist eine zunehmende Zahl von Geflüchteten aus den bedrohten Dörfern, die sich in der gleichnamigen zentralen Stadt Silly in Notunterkünften angesiedelt haben. Der Vorstand von Focus e. V. beschloss ein Soforthilfeprogramm zur Beschaffung der hungernden Bevölkerung und startete eine Spendenaktion, die ein überwältigendes Ergebnis erbrachte (siehe gesonderten Bericht).

Schwerpunkte der Arbeitsgespräche, die oft von früh morgens bis in die Abendstunden andauerten, waren die Themen Klima, Schulbildung, Berufsausbildung, Gesundheit, Wasserversorgung und Geflüchtete. Brundtlandbeauftragter Philipp Granzow berichtete über die Aktivitäten zum Thema Klima im Viernheim und schlug die Brücke zu Silly, um zu gemeinsamen Lösungsansätzen zu kommen. Präfekt Bonkoungou machte den Vorschlag, dass die örtlichen Dorfentwicklungskomitees (CVDs) sich dem Thema annehmen sollten (siehe gesonderten Bericht).

Besonders erfreut zeigte sich der Focus Vorstand über die Wiedereröffnung fast aller Schulen. Durch die terroristische Bedrohung waren fast alle Schulen geschlossen worden und die Lehrer in ihre Heimatgemeinden abgereist. Trotz der akuten Gefahr konnte der Ausbildungsbetrieb am Berufsbildungszentrum über die ganze Zeit aufrechterhalten werden. Patricia Yameogo machte den Vorschlag, den Bereich Weben von Stoffen als neuen Ausbildungszweig am Zentrum anzusiedeln, da die Nachfrage nach traditionellen Stoffen im Land deutlich zunähme.

Die Gesundheitsstationen sind auch wieder geöffnet. Besonders freut man sich über die Ausstattung einiger Stationen mit Photovoltaik, die auch nächtliche Behandlungen und Geburten erlaubten. Leider ist der Krankenwagen immer noch nicht im Einsatz, da die „Kaperung“ durch die Terroristen eine zu große Gefahr darstellt.

Neben dem Besuch einer Klasse der Grundschule der Friedrich-Fröbel-Schule (siehe gesonderten Bericht) standen die Visite der MIS (Metropolitan International School) Viernheim und der Musikschule Viernheim auf dem Programm.

Ein besonderes Highlight war der „Interne Abend“, bei dem insbesondere der private Austausch im Vordergrund stand. Anhand von strukturierenden Fragen, die Stephanie Marhoffer im Vorfeld formulierte, wurden in Kleingruppen sowohl persönliche Themen wie Familie, Herkunft, berufliche Laufbahn als auch Wünsche und Ziele für die Zukunft sowohl bei den deutschen als auch bei den burkinischen Teilnehmern ausgetauscht.