2022: Was bedeutet Glück für Sie?

Interview mit Bouma Bazié

 

In vielen Klassen, in denen Bouma Bazié über die verschiedenen Aspekte des Lebens der Menschen in seinem Land Burkina Faso berichtete, wurden von den Schülerinnen und Schülern Fragen vorbereitet. So auch von Kursteilnehmern des Wahlpflichtfachs „Glück“ am beruflichen Gymnasium der Karl Kübel Schule in Bensheim. Hier eine Auswahl.

Herr Bazié, was macht Sie in Burkina Faso glücklich?

Meine große Familie, insbesondere meine Kinder, meine Freunde, meine Arbeit an der Schule, ich habe viel Freude dabei.

Sie kommen aus einem kleinen Dorf. Sind die Menschen dort glücklich?

Die Menschen in den Dörfern haben mit vielen Problemen zu kämpfen, die man sich hier in Deutschland nicht vorstellen kann. Aber ich würde die Menschen trotzdem als glücklich bezeichnen. Man sieht überall viele lachende Gesichter. Man spürt eine positive Lebenseinstellung und eine grundsätzliche Zufriedenheit mit dem Leben. Man weiß, man kann viele Probleme nicht lösen, man muss mit dem Wenigen, was man hat, zurechtkommen und ist trotzdem glücklich.

Herr Bazié, was ist Ihnen in Ihrem Leben am wichtigsten?

Gesundheit ist mir am wichtigsten. Damit ich viel arbeiten kann, um meine Familie zu versorgen und damit meine Kinder eine gute Ausbildung bekommen. Ich hatte das Glück, dass ich eine gute Ausbildung in Deutschland machen konnte und somit deutlich besser qualifiziert bin als viele Menschen in Burkina Faso.

Könnten Sie sich vorstellen, in Deutschland zu leben?

Ich könnte es mir gut vorstellen und ich würde hier auch gut zurechtkommen. Aber ich bin noch lieber in Burkina, weil ich dort viel mehr gebraucht werde. Ich kann meine umfangreichen Kenntnisse an meine Schülerinnen und Schüler in den Fächern Metalltechnik und Deutsch weitergeben und erhalte dabei viele positive Rückmeldungen. Ich kann dabei auch ein klein wenig für die Entwicklung meines Landes beitragen und für meine Großfamilie da sein.

Was war der erste Schock, als Sie nach Deutschland kamen?

Ein riesiges Gebäude am Flughafen mit über 10 Stockwerken, voll mit Autos, unvorstellbar. 43 Grad beim Abflug, 6 Grad bei der Ankunft in Frankfurt und ich hatte nur ein dünnes Hemd an.

Was hat Ihnen am meisten Probleme bereitet, als Sie nach Deutschland kamen?

Zuerst hatte ich das Problem mit der Sprache. Zudem war es zum Anfang äußerst schwer, Kontakte zu knüpfen. Ich fühlte mich sehr einsam. Die Menschen in Deutschland sind erst einmal sehr zurückhaltend, es gibt keine Offenheit, keine Kontaktfreude, jeder lebt für sich. Ich hatte auch das Problem, was ist in dieser Kultur erlaubt, was ist verboten. Aber mit der Zeit habe ich dann doch viele Freunde gefunden.

 

Bild: Bouma Bazié antwortete auch auf die sehr persönlichen Fragen der Schüler.

 

Drei Wünsche

Am Haus am Maiberg, einer Akademie für politische und soziale Bildung in Trägerschaft der Diözese Mainz, wurde Bouma Bazié am Schluss des Vortrags gefragt, welche Wünsche er für sich und sein Land habe. Hier seine Antworten.

Zuerst wünsche ich mir, dass mein Land wieder in Frieden leben kann und zur Ruhe kommt, ohne Terrorismus, ohne Binnenflüchtlinge, ohne Überfälle und Gewalt.

Zweitens wünsche ich mir für mein Land, dass die Politiker und die Behörden nicht nur an sich selbst denken, sondern mehr zum Wohle der Menschen arbeiten.

Drittens wünsche ich mir, dass alle meine Kinder ihre Ausbildung gut abschließen und ein Leben in Freiheit und Selbstbestimmung führen können.